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Kurzfilmtag 2016

Künstlerische Kurzfilme von RegisseurInnen und ProtagonistInnen mit Migrationshintergrund

Café Einstein, 21.12.2016, 20:00 Uhr

Am 21.12. ist der kürzeste Tag des Jahres. Die Bundes-AG Kurzfilm hat dieses Datum daher zum „Kurzfilmtag“ erklärt und regt Kinos und Filminitiativen in ganz Deutschland an, an diesem Tag an außergewöhnlichen Orten Kurz-Filme zu zeigen. Die Arbeitsgruppe Film des Apllovereins hat im vergangenen Jahr zusammen mit dem Fonds-Soziokultur und der Ostfriesischen Landschaft ein Jugend-Film-Bildungsprojekt veranstaltet (www.kino-fuer-alle.de) und möchte das erfolgreiche Filmjahr 2016 jetzt mit einer Teilnahme am Kurzfilmtag abschließen. Dafür zeigen wir am 21.12. um 20:00 Uhr im Café Einstein ein Kurzfilmprogramm zum Thema Migration, dass wir aus dem Archiv der Kurzfilmtage Oberhausen zusammengestellt haben.

In diesem Programm mit ausgezeichneten künstlerisch-anspruchsvollen Kurzfilmen finden sich verschiedene Formen: Dokumentarfilm, Spielfilm, Experimentalfilm und Musikvideo. Inhaltlich werfen die Filme einen neuen Blick auf die Lebensverhältnisse von Menschen mit Migrantionshintergrund in Deutschland heute. Die Stadt Istanbul – zur Zeit Bedeutungsträger für Migrationsherkunft, Urlaubsziel oder Erdogan oder Terroranschläge – kommt genauso ins Bild wie der gute deutsche Schrebergarten als Abbziehbild für das Konzept der Interkulturalität. Auch von den Überbleibseln einer Kindheit und Flucht aus Kabul, dem Einfluss von Syrien-Kämpfern auf Verwandte in Deutschland und der deutschen Ängste und Phantasien im Bezug auf Migration, Flucht und Wirtschaft handeln die Filme dieses Programms.
Alle Arbeiten wurden in Deutschland produziert und stammen überwiegend aus der Regie von FilmemacherInnen, die selbst oder deren Eltern vor einiger Zeit nach Deutschland eingewandert sind. Die migrationsgesellschaftliche Realität Deutschlands haben damit alle Filme direkt oder indirekt zum Thema.

Das Filmprogramm dauert ca. 70 min. und wird in einem zum Projektionsraum umgebauten Nebenraum des Cafe-Einstein gezeigt. Der Eintritt ist frei.

Die Filme

1.
Glück
R.: Irfan Akçadag, Germany 2011, 6 min, colour, Turkish with English subs
Den Auftakt macht eine kurze Dokumentation von Irfan Akçadag über seinen Vater. Akçadag liefert eine schöne Beobachtung vom „Glück“ seines Vaters beim Versuch, ein Foto von sich und seiner Tochter an ihrem Arbeitsplatz zu machen. Irfan Akçadag ist Absolvent der Ruhrkademie und gewann mit seinem Film 2011 den Dokumentarfilmpreis Ruhr des Blicke Festivals in Bochum.
„Glück – ein ganzes, entbehrungsreiches und erfülltes Leben, erzählt in wenigen, prägnanten Sätzen und Bildern, und eine winterliche Liebeserklärung des Sohnes an den Vater, einen Imbissbesitzer aus Dortmund, dem gegenseitige Achtung und Hilfsbereitschaft unter den Menschen sowie das Fortkommen seiner Kinder das höchste Gut sind.“ (Jury-Begründung Blicke Festival)

2.
Cosmorama
R.: Eren Aksu, Germany/Turkey 2015, 8 min, colour, Turkish with English subs
A young couple goes on a day trip to an island next to Istanbul. They find themselves captivated by the never ending cityscape and sink into a contemplation on urban decay. Living in a concrete jungle is their future. Director Eren Aksu, was Born in Istanbul in 1987. He studied film at Istanbul Bilgi University. He currently lives in Berlin and continues his education at Berlin (UDK).

3.
Ali sein Garten
R.: Undine Siepker, Germany 2010, 14 min, colour, German with English subs
„Die Deutschen hegen und pflegen und mühen sich ab, und die Türken schmeißen einfach was hin und das wächst wie Sau!” Vorurteile gibt es überall – und warum sollten sie ausgerechnet Halt machen vor dem „Super-Klischee vom Schrebergarten“? Koreanische, türkische und ostpreußische Migranten sind nach 30 Jahren Glückssuche im Ruhrgebiet in der deutschen Klischee-Idylle angekommen. Zwischen türkischen Riesenbohnen, koreanischen Trommeln, Rasenmähern, Kopftüchern, Gartenzwergen und Schweinswürsten setzt sich unabhängig von allen Nationalitäten am Ende immer das Prinzip Schrebergarten durch: Da schaut man sich gegenseitig was ab und freut sich über den Ertrag. Eine kulturelle Vermischung der Gesellschaft auf 50 qm Grünfläche. Undine Siepker, geboren 1979 in Dresden, studierte von 2008 bis 2012 an der Kunsthochschule für Medien Köln.

4.
Three Notes
R.: Jeannette Gaussi, Germany 2006, 4 min, colour, no dialogue
In ihrem Kurzfilm trägt Gaussi, in Afghanistan geboren, Erinnerungsstücke aus diesem früheren Leben, also aus einer fast vergessenen Kindheit zusammen und inszeniert sie neu. „Twenty Pictures are left as the only evidence of my early childhood’s home – the evidence of an almost forgotten home. When I look at these images I have the feeling that they are not part of my life, as if they belong to someone else. In staged cinematographic rituals I am trying to close this gap, finding myself in these pictures, to re-appropriate those memories. Memories of Kabul, Afghanistan, a certain time and a certain place.“ Three Notes won the first prize at the 54th International Short Film Festival in Oberhausen, Germany. It was also listed as one of the Best 100 German Short films and was nominated for the national Best German Short film Award. Jeanno Gaussi, born in Kabul, is a Berlin based mixed media artist. She was one of the participating artists at dOCUMENTA (13) in Kassel and Kabul. Gaussi started her art career as a video and film artist and her short films were internationally shown in several festivals.

5.
Wada’
R.: Khaled Mzher, Germany 2015, 29 min, colour, Arabic + German with English subs
Ein naher Verwandter verschwindet in der syrischen Kriegsregion. Ibrahim, Instrumentenbauer und Familienvater, kämpft mit dem zermürbenden Verantwortungsgefühl seiner Familie gegenüber. Der Krieg ist Tausende Kilometer entfernt. Und dennoch zerstört er alles.
Wada’ won the Short Film Corner Award at the San Sebastián International Film Festival 2015. Khaled Jamal Mzher, born in 1984, graduated from the Institute of Dramatic Arts in Damascus, Syria in 2007. He moved to Poland to study at the Polish National Film School in Łódź. Since 2012, he studies directing at the German Film and Television Academy Berlin (dffb).

6.
If I Were a Sneaker (Die Goldenen Zitronen)
R.: Ted Gaier/Schorsch Kamerun/Timo Schierhorn/Katharina Duve, Germany 2015, 6 min, colour, English
Während der Text die europäische Abschottungspolitik gegenüber Immigranten der freien Zirkulation der Waren gegenüberstellt, zeigen die Bilder eine Welt der Erfolgreichen, in der alle Schlüsselpositionen von (vermeintlichen) Immigranten besetzt sind. Das Musikvideo der Goldenen Zitronen erhielt eine lobende Erwähnung im MuVi-Wettbewerb der Kurzfilmtage Oberhausen.